Focke-Wulf / Tank Ta 152 H 1/ H 10

Die Ta 152 H wurde als Höhenjagdflugzeug entwickelt, um Flugzeuge, welche in extremer Höhe ins Reich einfliegen, bekämpfen zu können. Ein markantes Merkmal der „Langnase“ war die extrem große Flügelspannweite, die hintere Rumpfverlängerung und das vergrößerte Seitenleitwerk.
Besondere Sorgen bereitete dem RLM (Reichsluftfahrtministerium) der bevorstehende Einsatz des amerikanischen Höhenbombers Boeing B-29 „Super Fortress“.
Da die bei der deutschen Luftwaffe vorhandenen Flugzeugmuster nicht in der Lage waren, Feindflugzeuge in Höhen über 10.000 Metern wirksam zu bekämpfen, wurde die Entwicklung und Produktion der Ta 152, in den letzten Kriegsmonaten primär vorangetrieben.
Obwohl der Einsatz von B-29 Flugzeugen geplant war, kam dieses Flugzeug jedoch nie auf dem europäischen Kriegsschauplatz zum Einsatz.
Zur Unterbringung aller notwendigen Instrumente, Anzeigen und Schalter waren 4 verschiedene Gerätebretter notwendig. Wir unterteile hier in Spant 1, Hauptgerätebrett, Hilfsgerätebrett (Gerätespant) und Zusatzgerätebrett.
Die typische Gerätebrettanordnung der FW 190 Flugzeuge wurde weitgehend beibehalten. Die einzelnen Gerätebretter sind aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt worden.
Alle 4 Teile sind im luftwaffenüblichen Farbton RLM 66 lackiert.

Der Spant 1, als fester Bestandteil der Zellenstruktur, ist ein geformtes Stahlblechteil (Stärke 1mm), welches mit 5mm starkem Pertinax hinterfüttert ist. Blechformteil und Pertinax sind mit Senkkopfnieten fest miteinander verbunden. So wird eine ausreichende Festigkeit geschaffen. Bei den FW 190 Flugzeugen der A, G und F-Baureihe besteht der Spant 1 normalerweise aus einem recht großen, kompakten Gussteil aus Magnesium.

Spant 1: Focke Wulf 190 mit SZKK 4 Fl.47319 und AFN 2 „Einbau-Ausschnitten“

Bei sehr späten Maschinen, wurde aber sicherlich auch schon der vereinfachte Spant 1 aus Stahlblech/Pertinax verwendet, wodurch eine erhebliche Einsparung von Produktionskosten und „kriegswichtigen Rohstoffen“ (Magnesium) erreicht wurde.
Der Spant 1 ist nicht nur strukturelles Zellenbauteil, sondern dient auch zur Aufnahme des Revibocks mit Reflexvisier, der Waffenschalttafel (anstatt des SZKK4), der Höhenwarnlampe, des Druckbelüftungshebels und des AFN 2 .
Da das AFN 2 ein sehr empfindliches Gerät ist, wurde es in einer Zwischenblende mit Schwingmetallpuffern gelagert.

Das Hauptgerätebrett ist aus 8-9 mm starkem Sperrholz (Schichtholz) hergestellt, und dient zur Aufnahme der wichtigsten Flug –und Motorüberwachungsinstrumente.
Mittels Schwingmetallpuffern (9 Stück) und Schrauben (M4) ist das Hauptgerätebrett fest mit dem Spant 1 verbunden.
Unterhalb des Variometers /Kompasses auf dem Hauptgerätebrett ist gut ein schwarzes Hinweisschild (Aluminium, geätzte Schrift) zu sehen, welches mit kleinen Holzschrauben befestigt ist. Dieses Schild trägt Bedienungshinweise zur Mischanlage, zur Kühlerklappenverstellung und für die Scheibenspülung. Die dazugehörigen Ventile sind auf dem Brandschott befestigt.
Oberhalb des Führertochterkompasses ist mit weißer Farbe (Pinsel) der Hinweis „Druckbetrieb“ zur Bedienung des Drehschieberventils (Hebel im Spant 1 darüber) vermerkt.

Das Hilfsgerätebrett, auch als Gerätespant bezeichnet, ist ebenfalls Bestandteil der Zellenstruktur, und ist an beiden Rumpfseiten mit Verschraubungen befestigt.
Es besteht aus geformten Aluminiumblech (1mm stark) und dient zur Aufnahme der Motorüberwachungsinstrumente, der Höhenatmerinstrumentierung, der Tankschaltung und Vorratsanzeige, des BG 25a (FuG 25), der Notausfahrventile und Notzüge, des Fahrwerksschalters, sowie des Brandhahnes.
Der auf dem Foto zu erkennende Blinddeckel (unlackiert!) verschließt eine Öffnung, die wahrscheinlich zur Aufnahme eines elektr. Aussentemperaturanzeiger oder eines elektr. Notwendezeiger vorgesehen ist.
Auf dem Hilfsgerätebrett sind zahlreiche Hinweisschilder (Aluminium) angenietet, die dem Flugzeugführer die Bedienung der zahlreichen Gerätschaften erleichtern sollte.
Da das dünne Blech an den Außenkanten umgebördelt (gefaltet) ist, wird eine erhöhte Steifigkeit des Bauteils erreicht.

Das Zusatzgerätebrett besteht ebenfalls aus dünnem Aluminiumblech (1mm stark). Es ist mit dem Hilfsgerätebrett und vermutlich auch mit dem Kabinenboden fest verschraubt. Die Bodenbefestigung ist auf dem Foto leider nicht zu sehen, aber da bei anderen FW 190-Baumustern das Zusatzgerätebrett am Boden befestigt war, liegt die Vermutung sehr nahe.
Das Brett dient zur Aufnahme der beiden Druckknopfschaltkästen für die Signalanlage und des Kammerdruckmessers zur Überwachung des Kabinendruckes. Vielleicht waren unter dem Kammerdruckmesser noch andere Geräte eingebaut, was sich anhand des uns vorliegenden Fotomaterials jedoch nicht vollständig klären lässt.

Beachtenswert sind auch die, aus Sperrholz hergestellten, Seitengerätebänke in der Ta 152. Diese Bauweise ist beispielhaft für den Flugzeugbau in Deutschland innerhalb der letzten Kriegsmonate. Die Rüstungsindustrie musste von herkömmlichen Baustoffen wie Duraluminium auf Ersatzstoffe wie Holz und unlegiertem Stahl ausweichen, da kaum noch hochwertige Rohstoffe zur Verfügung standen. Das gleiche Problem hatte auch die Motorenproduktion und die Petrolchemie (Hydrierwerke), weshalb es zu zahlreichen Motordefekten an Einsatzmaschinen kam.

Allgemeinen ist zu bemerken, dass dem Flugzeugführer eine optimale und reichhaltige Instrumentierung zur Verfügung stand. Das Flugzeug hatte eine Vollausstattung für den Blindflug.

Berlin, den 29.03.2006

Oliver Jordan

Galerie TA 152 H Cockpit