Der flüssigkeitsgefüllte Magnetkompass wurde stets so eingebaut, dass sich die innenliegende Kompassrose frei drehen und schwingen konnte, um eine gute und genaue vertikale Ablesbarkeit zu gewährleisten.

Das Prinzip des Magnetkompasses beruht auf Magnetstäbchen, welche fest mit der Kursrose verbunden sind, und sich nach dem Erdmagnetfeld ausrichten. Zur Verstärkung der magnetischen Richtkraft werden mehrere Magnete gleichzeitig verwendet. Um die beim Flugbetrieb auftretenden Erschütterungen und Schwingungen abzudämpfen, war die Kursrose in einem, mit Flüssigkeit gefüllten, druckdichten Gehäuse (Kompasskessel) gelagert.

Zur Befüllung gibt es unterschiedliche Flüssigkeiten (z.B.Tulol), welche auf alle Fälle

dauerhaft transparent und dünnflüssig sein müssen, und aufgrund der chemischen Zusammensetzung, die auftretenden starken Temperaturschwankungen ausgleichen müssen. Die Flüssigkeit muss absolut frostbeständig (mindestens bis –50°) sein, da in großen Flughöhen sehr niedrige Temperaturen vorherrschen. Zum Ausgleich der Volumenänderung der Kompassflüssigkeit bei großen Temperaturunterschieden, ist der Kompasskessel mit dem sogenannten „Ausgleichsgefäß“ verbunden, welches sich im hinteren Gehäuseteil befindet. Das Ausgleichsgefäß besteht aus mehreren, miteinander verbundenen Membrandosen, welche sich bei Volumenvergrößerung „Aufblähen“, oder bei Volumenverringerung der Kompassflüssigkeit „Zusammenziehen“ können, ähnlich wie bei einer Ziehharmonika.

Das Kompassgehäuse besteht aus Bakelit. Die Glasscheibe am Vorderteil wird durch einen Aluminiumflansch (Ring) gehalten. Auf dem Flansch sind in der Regel die Fl- Nummer, der Hersteller (auch codiert) und die Werknummer vermerkt.

Funktionsweise:

Der Magnetkompass ist ein ausgesprochenes Navigationsinstrument und erlaubt dem Flugzeugführer eine bestimmte Flugrichtung einzuhalten.

Die für die Navigation verwendeten Kompasse nutzen das erdmagnetische Feld zur Richtungsbestimmung aus. Da aber die magnetischen Pole nicht mit dem geographischen zusammenfallen, entsteht zwischen der Kompass-Nordanzeige und geographisch Nord eine Differenz, die als Missweisung oder Deklination bezeichnet wird. Diese Missweisung ist von Ort zu Ort verschieden und ändert ihren Wert im Verlaufe der Jahre. Deshalb ist es besonders wichtig, die bei der Benutzung von Magnetkompassen auftretenden Abweichungen zu berücksichtigen.

Zu der genannten Missweisung kommen noch durch magnetische Störfelder im Flugzeug selbst hervorgerufene Ablenkungen. Diese Störfelder haben ihre Ursache z.B. in vorhandenen Stahlbauteilen, Zündmagneten und elektrischen Geräten. Diese Ablenkung, Deviation genannt, muss durch Anbringen kleiner Magnetstäbe kompensiert werden. Dazu dient die sogenannte Kompensierung. In der Praxis gelingt diese Kompensation selten vollständig, so dass die Restablenkung auf einer Deviationstabelle angegeben werden muss, um eine entsprechende Korrektur der Kompassablesung vorzunehmen. Die Deviationstabelle ist immer nur dem jeweilig geprüften Magnetkompass zugehörig.

Das wichtigste Bauelement des Magnetkompasses ist das Magnetsystem. Mit diesem ist die Kompassrose verbunden, auf welcher sich die Gradeinteilung (0-360°) befindet. An der Sichtscheibe des Kompassgehäuses ist ein Steuerstrich angebracht. Bei Kursänderungen dreht sich das Gehäuse und damit der Steuerstrich um die Kompassrose und zeigt dadurch die Richtungsänderung an.

Um trotz der dauernden Lageänderungen und auftretenden Beschleunigungen eine ruhige Kompassanzeige zu erzielen, müssen die Bewegungen des Magnetsystems (Kompassrose) mittels einer „Dämpfungsflüssigkeit“ gedämpft werden. Als Dämpfungsmittel wird meist eine Flüssigkeit verwendet, die aus einer Mischung von Benzin und Mineralöl besteht.