Gerätebrett der Me 163 B-1 – mittlere Version 1944/45

Hinweis : hier handelt es sich um die mittlere Version der Einsatzmaschine Me 163 B-1 mit Wendezeiger im Blindflugbrett ab ca. 1944.

In Folge der Ressourcenknappheit und der Kriegswirren gegen Ende des Krieges, wurden die Gerätebretter der Me 163 B-1 vereinfacht ausgerüstet mit den nötigsten Bord-Geräten. Anhand dieser Situation, gab es keine genaue Vereinheitlichung der Gerätebretter. Die Gerätebretter wurden immer wieder von neuem der Kriegslage angepasst. Schön zu sehen, hier auf diesem Beispielfoto, wo der SZKK 2 vorgesehen war für die Bordbewaffnung mit zwei MG 151. Hier aber ohne Schusszähler ! – Anstelle desen eine Abdeckung in den SZKK 2 eingelassen wurde. Dies deutet auf eine Bordbewaffnung mit zwei MK 108 Kanonen hin.

Zur Gerätebrett-Übersicht :

Das Gerätebrett besteht im Wesentlichen aus 3 Hauptteilen. Einem Hauptbrett mit integrierter Blindflugtafel Fl.22000, sowie einem linken und rechten Seitenbrett. Das Hauptbrett wurde aus 9 mm starken, mehrfach geleimtem Buchensperrholz gefertigt. Die Seitenbretter wurden aus Aluminium (3mm stark) hergestellt.

Die Beschriftungen auf dem Gerätebrett sowie die grossen Hinweisschilder wurden durch den Bordwart von Hand aufgemalt.
Die wichtigen Grenzbereiche auf den Geräten und Anzeigen wurden ebenso durch den Bordwart mit „weiss-rot-weisser“ Farbe markiert (z.B. Fahrtmesser, Drehzahlanzeiger).

Das Hauptbrett kann, zur besseren Zugänglichkeit für den Bordwart, in den Führerraum geschwenkt werden. Dazu hatte es zwischen dem rechten Seitenbrett und dem Hauptgerätebrett über die ganze Länge ein Scharnier (Klavierband)
Zum Ausschwenken des Gerätebretts musste der Bordwart zuerst die beiden grossen Halteschrauben (Schnellverschlussschrauben) lösen und den Frequenzangleichknopf für das Funkgerät (FuG 16) ausbauen. Ein entsprechendes kleines Hinweisschild befand sich links, oben am Hauptbrett mit folgendem Schriftzug:

„ Vor Wegkippen
des Gerätebrettes ist
Knopf für Frequenzen-
angleich zu entfernen“

Als Zieloptik wurden bei der Me 163 B normalerweise das Revi 16 B verwendet.
Das Reflexvisier wurde vor der 90 mm dicken Panzerscheibe über dem Gerätebrett montiert. Die Revihalterung selbst wurde durch die Panzerscheibe vor dem Flugzeugführer montiert.
Das Revi konnte mit einer speziellen Halterung um 90°-120° aus dem Blickwinkel weg gedreht und eingeschoben werden. Dadurch konnten viele Unfälle (Kopfverletzungen bei Start und Landung) verhindert werden, und der Flugzeugführer hatte bis zur Auffassung des Ziels ein besseres Blickfeld.


Originale Revihalterung der Einsatzmaschine

Beispiel: Am 30.10.1942 erlitt Flugkapitän Hanna Reitsch bei einem Testflug mit der Me 163 B-0 V5 in Regensburg Obertraubling einen Schädelbasisbruch, weil sie bei einer extrem harten Landung mit dem Kopf auf das nicht zurück geschwenkte Visier schlug.

Unterhalb des Gerätebrettes, an den linken und rechten Seitenwänden, befanden sich je ein T-Stoff Tankbehälter mit jeweils 60 Liter Fassungsvermögen. Der Sitz des Flugzeugführers befand sich genau dazwischen.

Anordnung :

 

Das linke Gerätebrett:

Auf dem linken Gerätebrett befinden sich das Notausfahrventil für die Kufe und der Notablasshahn für den Raketentreibstoff. Der Raketentreibstoff konnte im Notfall, aus Öffnungen unterhalb der Treibstoffbehälter, schnell abgelassen werden (ca. 90 Sekunden). Der Raketentreibstoff war für Flugzeugführer und Flugzeug, aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung, überaus gefährlich und absolut brisant.

Weiterhin befinden im linken Gerätebrett die Druckanzeigen für den Pressluft- und Ölnotdruck, sowie der Schleppkupplungshebel (Notausklinken des Schleppseils).
Dieser Hebel diente dazu, im Schleppbetrieb durch ein Schleppflugzeug (z.B. Me 110 ), die Schleppseilverbindung schnell zu lösen.
Schleppbetrieb wurde mit der Me 163 für die Schulung neuer Flugzeugführer durchgeführt, oder um knappen Raketentreibstoff bei Überführungen zu sparen.
Das Schleppverfahren war oft alltäglich, da der Raketentreibstoff sehr knapp und oft nicht verfügbar war.

Ganz oben links sind die beiden grossen Hebel für „Kabinen-Verriegelung“ und „Kabinendach-Notabwurf“ eingebaut.
Durch kräftiges Ziehen lösten sich 2 Bolzen (über einen Stahlseilzug hinter dem Instrumentbrett), wodurch das Kabinendach entriegelt wurde, und Abgeworfen werden konnte.

Im Hauptgerätebrett befindet sich mittig die Standard- Einheitsblindflugtafel (Fl.22000).

Die Einheitsblinflugtafel der Me 163 B unterscheidet sich aber in der Ausstattung mit Fluginstrumenten gegenüber der herkömmlichen Ausstattung anderer Flugzeugtypen der Luftwaffe.
Anstelle des grossen Wendehorizontes (z.B.Fl.22411) trat der kleinere, elektrische Wendezeiger (Fl.22412). Die vorhandene, grosse Instrumentenöffnung in der Blindflugtafel, wurde mit einem Flanschblech verkleinert, um die Öffnung dem kleineren elektrischen Wendezeiger anzupassen. Der Wendehorizont, war eventuell in den ersten Serienmaschinen eingebaut sowie in diversen V-Mustern der Me 163. Aufgrund des geringen Einsatzradius der Me 163 B war der teure Wendehorizont jedoch nicht notwendig. Zusätzlich hatte der Wendehorizont die negative Eigenschaft, dass er bei Neigungswinkeln über 90° nach links oder rechts um die Längsachse (Messerflug) kollabierte, d.h. Der Kreisel überschlug sich und konnte nur durch Aufrichten per Hand über die Feststellvorrichtung wieder in Funktion gesetzt werden. Da diese Fluglagen während des kurzen Einsatzes der 163 aber nicht gerade selten waren, war der Wendehorizont für diese Maschine praktisch unbrauchbar.

Anstelle des in der Standart-Blindflugtafel verwendeten AFN 2 (Anzeige für Funknavigation), wurde im Raketenjäger eine elektrische Temperaturanzeige Fl.20338 (300-1.000 °C)
eingebaut.

Bei schlechten Sicht- und Witterungsverhältnissen wurde die Me 163 sowieso nicht eingesetzt. Bei einem Kampfeinsatz wurden die Me 163 mittels des Y-Verfahrens an die Gegner herangeführt, welches mittels übertragener Dauer- und Tasttöne an die Flugzeugführer funktionierte, dadurch war ein Ablesen des AFN nicht nötig.

Die gleichen Gründe sind auch verantwortlich für das Fehlen einer elektr. Fernkompassanlage mit Führertochterkompass (Fl.23334) in der Blindflugtafel. An dessen Stelle wurde bei der Me 163 B der elektr. Drehzahlanzeiger (Fl.20265) für den Dampferzeuger (Turbinendrehzahl) eingebaut.

 

Hauptgerätebrett :

Die Leuchtanzeige, oben rechts, im Hauptinstrumentenbrett ist die Brandwarnung. Die Anzeige (rote, durchsichtige Scheibe) wurde von hinten mit einer elektrischen Lampe (Fl.32265) beleuchtet. Die Brandwarnung signalisierte das Überschreiten der zulässigen Abgastemperatur, was auf einen eventuellen Triebwerksbrand hindeuten konnte.
Die wichtigste Instrumentierung im Gerätebrett besteht aus Variometer (Fl.22385), elektr. Drehzahlanzeiger (Fl.20265), elektr. Temperaturanzeiger für Abgastemperatur (Fl.20338), elektr. Wendezeiger (Fl.22412), Fahrtmesser (Fl.22241), Höhenmesser (Fl.22322), sowie den beiden Ofendruckmessern Fl.20521 (0-6 kg/cm² und 0-25 kg/cm²). Beide Druckmesser gelten als Einheit (zusammenhängendes Bauteil), und haben deshalb die gleiche Nummernkennzeichnung (Fl.).

Die beiden Einfachdruckmesser Fl.20521 , gelten als Einheit

Nachdem der Raketenjäger seine Endhöhe im extremen Steigflug erreicht hatte, und in den Horizontalflug überging, wurde oftmals die Treibstoffzufuhr zum Raketentriebwerk unterbrochen, was zu einem sofortigem Schubabbruch führte. Ein erneutes Anlassen des Raketentriebwerkes konnte konstruktionsbedingt, erst nach 2-3 Minuten erfolgen. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass in den Einsatzmaschinen eine Borduhr mit Stoppfunktion (BoUK-1) eingebaut war. Was aber auf den meisten, erhaltenen Fotos nicht erkennbar ist.
Das Variometer mit einem Anzeigebereich von „Steigt“ + 0-150 m/s, wurde ausschließlich für die enorme Steigleistung der „ Komet “ gebaut. Die Me 163 erreichte die Flughöhe von 9.150 m in zweieinhalb Minuten. Dies entspricht einer Steigleistung von 81,6 m/s.

Der elektr.Drehzahlanzeiger zeigte die Turbinendrehzahl der Dampfturbine an, die wiederum für die Beförderung des Raketentreibstoffes zum Raketentriebwerk zuständig war. Der Zeiger sollte die Optimalmarke von 100 % (weiss-rot-weiss auf dem Instrument) normalerweise nicht überschreiten.
Die beiden Ofendruckmesser haben den Abgasdruck im Bereich der Brennkammer gemessen.
Über dem Instrumentenbrett ( hinter der 11 cm starken Panzerglasscheibe ) war der Führerkompass FK 38 (Fl.23233) eingebaut. Der Kompass wurde speziell für das zugehörige Flugzeug kompensiert. Die Kursabweichungen vom Originalkurs wurde, für den Flugzeugführer sichtbar, auf einer Deviationstabelle notiert.
Meist wurden die nicht benötigten Öffnungen im Gerätebrett mit einem Blinddeckel (Holz oder Alublech) abgedeckt.

Zusatzgeräte sind oberhalb des Hauptgerätebrettes zu erkennen. Schalter und Schauzeichen für die Waffensteuerung, sowie das Bediengerät BG 25a, für das Funkgerät FuG 16 E, welches sich in der Bugspitze befand.

 

Das rechteGerätebrett:

Auf dem rechten Gerätebrett sind die Überwachungsanzeigen für die Sauerstoffanlage, das Sauerstoffventil, sowie der Frequenzwahlschalter (FuG 16 Z/E) zu den verschiedenen Funkstationen ( Y-Führungsfrequenz, Gruppenbefehlsfrequenz, Nahflugsicherungsfrequenz, Reichsjägerfrequenz) eingebaut. .
Unterhalb des rechten Gerätebrettes, in der Seitenkonsole, ist der Sicherungskasten für die elektrische Anlage, mit den dazugehörenden Selbstschaltern eingebaut.

Alle Geräte, Schalter und Anzeigen werden in der folgenden Instrumentenanalyse beschrieben!

 

Berlin,Zürich den 11.08.2006 Oliver Jordan, Erwin Wiedmer

 

Gerätebrett – Analyse

Hinweis : hier handelt es sich um die mittlere Version der Einsatzmaschine mit eingebautem Wendezeiger in der Blinflugtafel ab 1944/45.

In Folge der Resourcenknappheit und der Kriegswirren gegen Ende des Krieges, wurden die Gerätebretter der Me 163 B-1 vereinfacht ausgerüstet mit den nötigsten Bord-Geräten. Anhand dieser Situation, gab es keine genaue Vereinheitlichung der Gerätebretter.

Zwei Versionen, Gerättebretter der Messerschmitt Me 163 B-1 – mittlere Version 1944/45

Version Me 163B-1 ohne Verbrauchszähler für Raketentreibstoff, Gerät Nr. 18 ! Sowie Abdeckung anstelle einer Borduhr.

Version Me 163B-1 mit Schusszählerkasten SZKK 2 Nr.9 mit Blinddeckel auf den Einbauschüben für die zwei Schusszähler.

 

Version Me 163 V-Muster

 

Cockpit Galerie

 

 

Gerätausstattung der Me 163 B nach Fl. Nummern geordnet !

– mittlere Version ab 1944 –

Gerät/ Instrument Messbereich Anforderungszahl
elektrischer Drehzahlanzeiger 0 – 12.500 ( = 100 % ) Fl.20265
Temperaturanzeiger 300 – 1000 °C Fl.20338 oder frühe Version Fl.20338
Druckmesser für Pressluft 0 – 160 kg/cm Fl.20516-3
Druckmesser für Rollwerknotbetätigung 0 – 250 kg/cm Fl.20519
Turbinendruckmesser Fl.20521
Ofendruckmesser ( gleiche Fl.Nummer wie Turbinendruckmesser ) Die beiden Einfachdruckmesser gelten als Einheit ! Fl.20521
event.elektr. Kraftstoffverbrauchszähler Fl.20815
Elastisches Gerätebrett ( Standard Blindflugtafel ) Fl.22000
Fahrtmesser 100 – 1.000 km/h Fl.22241 oder Fl.22245
Fein- Grobhöhenmesser 0 – 13.000 m Fl.22322
Variometer – 150 / + 150 m/s oder – 25 / + 150 m/s Fl.22385
elekt. Wendezeiger Fl.22412
Magnetkompass FK 38 Fl.23233
Borduhr Bo – UK 1 Fl.23885
Devitationstabelle ( Nav. Vordruck K6 ) Fl.23906
O2-Wächter für Höhenatmer Fl.30489
Druckmesser für Höhenatemanlage 0 – 250 kg/cm Fl.30496
2 elektrische Bordlampen Fl.32265
Brandwarnlampe Fl.32265
Netzausschalter Fl.32315-2 oder Gerät-Nr.:19-5836 A1
Kippschalter Fl.32350
event. Schauzeichen für Staurohrheizung Fl.32530
Reflexvisier Revi 16 B /oder Revi 16A Fl.52955 oder Fl. 52940
Revibefestigungsplatte Fl.52962
Kontaktstück Fl.52963
kleiner Helligkeitsregler nur bei Revi 16A ! Fl. 32402-1
Sauerstoffventil Fl.417234
Bediengerät für FuG 25a ( BG 25a ) Ln.28810
Notausfahrventil 19-3208 A-3
Gerätebank mit 8 Selbstschaltern 19-5000
Paketschalter PL 10 III 24
2 Schauzeichen 19-6825-A1
Knopf für Frequenzangleich Knopf