Gerätebrett der Junkers Ju 88 A/-C

Junkers Ju 88 A-4

Die Konstruktion der Ju 88 beruht auf einer Ausschreibung des RLM aus dem Jahr 1935.
Das RLM forderte die Flugzeughersteller auf, ein Kampfflugzeug zu entwickeln, welches bei einer Reichweite von 1000 km, 500 km/h schnell sein sollte, und mindestens 500 kg Zuladung (z.B. Bomben) transportieren konnte.
Die Junkerswerke mussten eine, für die damalige Zeit, völlig neue Konstruktionsrichtung einschlagen. Es entstand ein zweimotoriger, freitragender Tiefdecker in Glattblech-Schalenbauweise. Anstatt der für Junkers typischen Doppelflügel, wurden Tragflächen mit Spaltquerrudern und Landeklappen konstruiert. Im Jahr 1937 forderte das RLM noch zusätzlich eine Sturzflugfähigkeit für das neue Flugzeug, was von Junkers mit großem Erfolg umgesetzt wurde. Ab 1939 lief die Großserienfertigung für die Ju 88 an, wobei bis zum Kriegsende über 60 verschiedene Varianten gebaut wurden.
Diese Konstruktion war vermutlich das vielseitigste Kampfflugzeug der ehemaligen deutschen Luftwaffe, wobei die Ju 88 A-Baureihe, die mit Abstand meistgebaute Variante war.
Ju 88 Baureihen gab es u.a. als Fernaufklärer, Zerstörer, Sturzkampfflugzeuge, Nachtjäger, Tiefangriffsflugzeuge, Transportflugzeuge, Torpedoträger, Schulmaschinen, Panzerjäger und als Mistelflugzeuge (Huckepackflugzeug).

Junkers Ju 88 „Mistel“ mit Bf 109

Aufgrund der großen Baureihenvielfalt war die Ausrüstung und die Instrumentierung in den jeweiligen Baumustern sehr unterschiedlich, wobei die Grundanordnung der Instrumente meistens gleich blieb.
Die hier beschriebene Instrumententafel entspricht der klassischen und meistgebauten Instrumentenbrettbauform der Ju 88.
Die Instrumententafel, ein Blechformteil, aus 2,5 mm starkem, hochwertigen Duraluminiumblech, welches zur Versteifung umgelegte (gebördelte) Kanten hat. Um sich dem Cockpitbereich ideal anzupassen, ist die rechte Seite der Gerätetafel (zwischen Führertochterkompass /Pos.5 und Ladedruckmesser / Pos.6) leicht nach vorn gestellt (gebogen).
Der Pilot saß wie üblich auf der linken Seite, und hatte die wichtigsten Fluginstrumente direkt im Blickfeld.
Die Instrumententafel war direkt unterhalb der vorderen Kabinenverglasung angeordnet. Die Bauform war zwar, für die Luftwaffe eher untypisch, gewährte dem Piloten aber aufgrund der gebogenen und schmalen Bauweise, einen großzügigen Blick nach vorne und durch den verglasten Rumpfbug. Dadurch wurde nicht nur das Rollen am Boden, Starten und Landen erleichtert, sondern auch die Orientierung bei Bombenanflügen und anderen Kampfeinsätzen.

Die hier abgebildeten Instrumententafel gehört vermutlich zu einer sehr späten, oder später umgerüsteten Ju 88 A-4, welche ca. 1944 im Einsatz stand.
Das ist gut an den späten Funknavigationsinstrumenten zu sehen. Bei früheren Flugzeugen dieser Baumustervariante war das AFN 1 Ln.27000, anstatt des moderneren AFN 2 (Pos.22) eingebaut, und es gab auch keinen Funkhöhenmesser AFN 101a (Pos.15), anstelle des üblich eingebauten Feinhöhenmessers (Fl.22316). Gut kann man das späte Baujahr (Umrüstung) auch an den späten elektrischen Temperaturanzeigern (Pos.9) erkennen. Die früheren Geräte dieses Messbereichs unterschieden sich von den hier eingebauten Instrumenten (Ziffernblatt, Blende).

Die Instrumententafel ist, wie der gesamte Kabinenbereich, in der klassischen luftwaffengrauen Farbe lackiert (schwarz-grau/ RLM 66).
Die zusätzlich aufgenieteten Hinweisschilder sind vermutlich geätzte Aluminiumschilder.
Die bewährte Luftwaffenanordnung von Fluggeräten wurde auch bei diesem Flugzeug beibehalten. Die Instrumente für Flugüberwachung + Navigation waren auf der linken Seite (vor dem Piloten) eingebaut, und die Motorüberwachungsinstrumente auf der rechten Seite.

Die restlichen Instrumente, Bedienhebel und Schalter sind bei der Ju 88 in den Seitenkonsolen und im Boden eingebaut. Die komplexe Funkanlage ist in der Kabinenrückwand eingebaut.

Auf den Fotos gut zu erkennen ist auch das typische Ju 88-Steuerhorn mit Richtungsgeber, Borduhr und Auslöseknöpfen.
Auf der rechten Seite, unterhalb der Instrumententafel kann man gut die Einstellgeräte für die BZA (Bombenzielanlage), und den Reihenabwurfautomaten RAB 14d (Fl.50943) erkennen.

Auf einigen hystorischen Fotos ist auch der Abwurfschaltkasten ASK-M (Fl.18330-1) zu erkennen (Bomberversion Ju 88 A-1).

Oliver Jordan
Berlin, den 23.August 2006

 

Geräte – Analyse

Diverse Gerätebrett-Varianten der Junkers – Ju 88

Junkers Ju 88 A1
Unterschied gegenüber der Ju 88 A-4 :

1. Notkompass FK 38 Fl.23233

2. Funknavigation AFN 1 Ln.27000

3. Kontakt-Höhenmesser 0-6000 Fl.22317

4. Fahrtmesser 80 -750 Fl.22231

5. Statoskop-Variometer -10/+10 m/s Fl.22381-10

6.Schauzeichen Fl.32525-4

7. Fein-Grobhöhenmesser Fl.22320

8. Kurszeiger Lkz 3 Fl.22562

9. Abwurfschaltkasten (AKS-M) Fl.18330-1

Es fehlen der Schieber für die Betriebsdatentabelle und die Kippumschalter für Absprengung der Lastenträger !

   

 

Junkers Ju 88 C-6

  Unterschied gegenüber der Ju 88 A-1 :

1. Schalter für Luftschraubenenteisung

2. Schalter für Kurssteuerung

3. Zähler-Verschlusskontrollkasten ZVK-FF für MG FF Fl.47298-1

4. Ladedruckmesser mit Sektoren Fl.20555

5. Statoskop-Variometer -15/+15 m/s Fl.22384

6.Anzeigegerät AFN 2 Ln.27002

7. Umschalter für Kraftstoff-Verbrauchsmesser Fl.32336-1

8. Kraftstoff-Verbrauchsmesser 0-600 l/h

Junkers Ju 88 A-16

Schulversion 1944

  Die Junkers Ju A-16 diente zur Schulversion der Ju 88 (1944). Sieses Flugzeug hatte eine Doppelsteuerung, sowie eine vergrösserte Instrumententafel. Auf dieser sind die Flugüberwachungsgeräte doppelt angeordnet.

Links 1, sass der Flugschüler und rechts 2 der Lehrer.

1. Fahrtmesser, Variometer, elektrischer Wendezeiger für Schüler

2.Fahrtmesser, Variometer, elektrischer Wendezeiger für Lehrer

dazu je 2 x Drehzahlmesser und Ladedruckmesser sowie Temperaturmesser und Kraftstoff-Schmierdruckmesser usw..

 

Galerie

21.10.1943, 1./KG 54

Gerätebrett 2,5 Al

Ju 88 A-4 / trop WNr 550396 B3 MH

Angriff Hafen Neapel

Besatzung findet nach Einsatz Platz Cameri nicht.

22:00 Uhr Landung Dübendorf

Ju 88 A-1

Junkers Ju 88 R-1, WNr. 360042, D5+EV, 10./NJG 3, Royal Air Force Museum

Foto: Archiv Peter Cohausz

Fl.Nummern-Liste

Junkers Ju 88 A-4

Gerät/ Instrument Messbereich Anforderungszahl
2 x elektr. Drehzahlanzeiger 500-3.600 U/min Fl.20286-3
2 x elektr. Temperaturanzeiger 0-130 °C (Kühlstoff) Fl.20342
Vierfachdruckmesser 2x 0-2 kg/cm² (Kraftstoff)
2x 0-10 kg/cm² (Schmierstoff)
Fl.20514-2
2 x Ladedruckmesser 0,6-1,8 ata Fl.20555
Fahrtmesser 80-750 km/h Fl.22231
Kontakt-Höhenmesser 0-6 km Höhe und Abfanghöhe Fl.22317
Fein-Grobhöhenmesser 0-10 km Höhe Fl.22320
Variometer +/- 0-15 m/s Fl.22384
elektr. Wendezeiger Fl.22412
pneumatischer Horizont Fl.22426
Fernkurskreisel LKu 4
0-360°
Fl.22561
Führerkompass FK 38 0-360° Fl.23233
Peiltochterkompass PFK-p Fl.23337
Führertochterkompass KT-f3 0-360° Fl.23338
Funkpeilanzeigegerät FA/R2 Fl.23470-2
2 x Schieber für Betriebsdatentafel Fl.23501
2 x Kippumschalter Absprengung der Lastenträger Fl.32349-2
Kippumschalter für Feuer-Sicher-Schalter für das MG-FF (20mm) Fl.32350
Gitterschauzeichen für Kurssteuerung Fl.32525
Drehschauzeichen für Staurohrheizung Ein /Aus = weiß / schwarz Fl.32530
Anzeigegerät für Funknavigation AFN 2 (Zielfluganzeiger) Ln.27002
Anzeigegerät für Funknavigation AFN 101a 0-150 m oder 0-750 m Ln.28330-1